How I fucked Jamal by Mieze Medusa

How I fucked Jamal by Mieze Medusa

Autor:Mieze Medusa
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: fredikruger
veröffentlicht: 2014-07-18T04:00:00+00:00


Julya Rabinowich

Fremdkörper

Er stochert herum. Er bohrt und bohrt, fast fühle ich mich angeregt, zu fragen, ob er in mir schon auf Gold gestoßen ist. Der Mund steht ihm halb offen. Die Schweißperlen korrekt rundlich auf der Stirn.

Medaillen der Arbeit, würde man in der UdSSR sagen.

Ich liege und staune.

Durch all die Jammerlappen durchgewundenes Fleisch, das Seinesgleichen sucht und Abwesenheit findet, ist er fleißig und ernsthaft, während mein Blick sich fahrig im Raum verirrt. Ich aber bin Fass ohne Boden, immer mehr wollend und weniger behaltend.

Die Spielsachen seines Kindes liegen um unser Lager verstreut. Wenn ich meine trägen Beine,

noch fest um ihn verankert, aus dem Bett entferne, sollte ich aufpassen, um nicht darauf zu treten.

Die Kleider seiner Frau.

»Ausländer raus«, sagt sie zu mir.

»Inländer raus und rein«, sag ich.

Das Tagebuch liegt statt ihr in unserem Lotterbett, das eigentlich sein Ehebett sein sollte, das aber nur nach ihm riecht, nicht nach uns. Ich blättere, von wütender Erregung geschüttelt. Lege es achtlos aufs Glastischchen ab. In der Spiegelung seh ich sein blödes Gesicht direkt hinter meiner Schulter, brav in Bewegung, der Weg ist lang. Augen zu und durch, sagen wir. Augen zu.

Wir: ernste Zeugen elenden Familienlebens.

Die halbausgetrunkenen Kaffeeschalen in der Küche, das Kinderglas voller Kakao, schäbige Möbel, geschmackloses Geschirr.

Das frisch geflieste Bad, in das ich am liebsten einen Schwall Erbrochenes ablassen würde.

So, wie er seinen Samen auf mir verteilt, schlafwandlerisch, treffsicher und ungefragt.

Die Armut schwitzen wir aus unseren Poren, sein schnapsiger Geruch, meine Chanelhülle, alles ist nur Deckung, Wiener Perchtenlauf, Brot ohne Spiel.

Ich dringe in seinen Familienkörper ein.

Ich stochere herum. Ich bohre und bohre, der Mund steht mir halb offen.

Die Schweißperlen korrekt auf der Stirn, bin ich fleißig und ernsthaft, während sein Blick sich fahrig im Raum verirrt.

Fast fühlt er sich bemüßigt zu fragen, ob ich in seinem Inneren auf Gold gestoßen bin.

Ich bin sein Fremdkörper. Er hat mich im Auge, bis es Tränen gibt.

»Fremdkörper nur im Urlaub«, sagt er.

Ich sage nichts.

Achtlos aufgeschlagen das Tagebuch der Frau am Nachtkästchen: Dieses Herumgezerre um etwas, das ich nicht annehmen könnte, würde es mir gegeben werden.

Aber gut: Es wird nicht gegeben.

Die bröckelige Fassade: Wir stützen sie, mit schwindenden Kräften, während über uns Teile des Verputzes sich ablösen, auf dem Asphalt zerschellen. Uns mit weißer Staubzuckerschicht bedecken, die auf den Zähnen kracht wie Beton.

Ich arbeite im Ausland. Man kann mich buchen wie eine Pauschalreise, dann komme ich und spiele. Währenddessen sich mein Mann von mir entfernt, jeden Tag ein paar Meter, erst mit zarten Babyschritten in abgetretenen Herrenschuhen, dann immer zügiger.

Er wirft die Krücken weg, die ich ihm liebevoll aufpolierte.

Täglich, wenn ich wieder zu Hause bin, werde ich sie ihm geduldig in die Hände drücken, und er wird sie erst fluchend, dann jammernd nehmen.

Wird sich in die gewohnte Haltung begeben. Bis es ihm behaglich scheint.

Wenn ich zurückkehre, wird er schwanken, dann langsam kehrtmachen.

Heftig ist der Gegenwind auf jenem Pass.

Ich werde ihm genau zusehen bei jedem Zentimeter, der uns wieder näher bringt, ich werde ihn verachten,

und werde warten, bis er nahe genug ist.

Wenn sich meine Hände wieder um seinen Hals legen können, werde ich aber nicht zudrücken.



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